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Mediacenter mit Raspberry PI

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Ein Smart TV ist zwar eine nette Sache, aber oft haben die angebotenen Lösungen nicht den gewünschten Funktionsumfang, außerdem muss man sich wenn man einen neuen Fernseher kauft wieder an ein neues System gewöhnen. Mit dem mini Computer Raspberry PI lässt sich ganz einfach ein Mediacenter bauen das man an beinahe jeden Fernseher anschließen kann. Neben dem Mediacenter das zum abspielen von Videos und Musik genutzt werden kann hat man mit der richtigen Konfiguration auch noch einen SMB-Server um Dateien im Netzwerk zu speichern und einen DLNA-Server um die Medien auf verschiedenen Geräten über das Netzwerk abzuspielen. Mit der richtigen App lassen sich auch Videos oder Musik vom Smartphone aus auf dem Fernseher abspielen.

Benötigte Hardware

Der Raspberry Pi ist ein Einplatinencomputer in der große einer Zigarettenschachtel der aus einer einzelnen Platine besteht. Der Stromverbrauch liegt bei ca. 2-3 Watt, somit ist der Raspberry Pi sehr sparsam und kann problemlos im Dauerbetrieb laufen.

Raspberry PI

Auf der Platine gibt es einen 10/100-MBit-Ethernet Anschluss, zwei oder in Version B+ vier USB Ports, einen HDMI Ausgang, einen Composite Video Ausgang, einen 3,5-mm-Klinke Ausgang und einen Steckplatz für eine SD Karte die als Festplatten Ersatz dient. Außerdem gibt es eine GPIO Schnittstelle über die man eine Kamera oder selbst gebaute Geräte anschließen kann. Mit einem 700 MHz ARM Prozessor und 512 MB RAM ist genügend Leistung vorhanden um auch HD Videos ruckelfrei abzuspielen.

Da der Raspberry Pi nur aus einer einzelnen Platine besteht benötigt man zum Betrieb eines Raspberry PI als Mediacenter noch etwas extra Hardware. Wer schon Teile davon zuhause rumliegen hat kann sich den benötigten Rest einzeln besorgen, wer ein komplettes System benötigt kann bei E-Bay oder Amazon nach Bundles schauen die man dort oft für 50€-60€ bekommt. Je nach dem wie man das Mediacenter später einsetzen möchte benötigt man zusätzlich zur Grundausstattung mehr oder weniger an Extras.


Mindestens benötigt

  • Raspberry PI

    Damit Filme ruckelfrei laufen sollte man sich mind. die Version B besorgen, heutzutage bekommt man aber eh meistens die Version B+ die sich natürlich noch besser eignet.

  • Netzteil

    Das Netzteil versorgt die Platine über einen Micro USB Anschluss mit Strom und sollte mind. 700MW haben, mehr schadet natürlich auch nicht.

  • HDMI Kabel

    Am besten schließt man das Mediacenter per HDMI an den Fernseher an, wer keinen HDMI Anschluss am Fernseher hat kann auch über Composite Video gehen und den Sound per 3,5-mm-Klinkenstecker ausgeben.

  • SD Karte

    Ich würde auf jeden Fall eine Class 10 Karte benutzen da andere Karten evtl. zu langsam sind. Wenn man seine Filme auf ein externes Speichermedium legt reichen 2GB aus, mehr schadet aber auch nicht.

  • Gehäuse

    Ein Gehäuse ist zwar nicht zwingend notwendig, um die Platine zu schützen sollte man aber trotzdem eins verwenden.

Optional weitere Hardware

Neben der Grundausstattung gibt es noch weitere Hardware die man eventuell benötigt um in den vollen Genuss zu kommen.

  • W-LAN Stick

    Wer kein Netzwerkkabel zum PI legen kann sollte sich einen W-LAN Stick besorgen um das Mediacenter ans Internet anzuschließen. Theoretisch läuft es auch ohne Internet, allerdings kann man dann einige Plugins nicht nutzen und bekommt keine Software Updates. Bevor man einen W-LAN Stick kauft sollte man sich informieren ob er auch mit einem Raspberry PI funktioniert. Die folgenden Sticks wurden von der Community getestet und sollten problemlos funktionieren:

  • Aktiver USB Hub

    Im PI sind zwar schon zwei, bzw. vier in Version B+ USB Ports verbaut. Allerdings bekommen die ihren Strom von der Platine, wenn man eine oder mehrere Festplatten ohne eigene Stromversorgung anschließt kann der Strom der von PI kommt knapp werden. Deshalb empfiehlt es sich einen bestromtes USB Hub zu benutzen um sicher zu stellen das die USB Geräte auch genug Strom haben.

  • Kühlkörper

    Eigentlich sollte die Platine nicht all zu warm werden, trotzdem kann es sinnvoll sein auf die Chips Kühlkörper zu kleben um etwas Wärme abzuleiten.

  • Tastatur/Maus

    Je nach dem wie man das Mediacenter später bedienen will benötigt man eine Tastatur/Maus, am besten Schnurlos.

  • Festplatte/USB Stick

    Da auf der Speicherkarte meistens nicht genügend Platz ist um Filme zu speichern benötigt man ein extra Speichermedium für die Filme das man per USB anschließen kann.

Die richtige Software

Für den Betrieb des Mediacenters gibt es mehrere Software Lösungen die alle auf Linux basieren. Als Grafische Oberfläche werden zum größten Teil Systeme verwendet die auf Kodi (ehemals XBMC) basieren. Die hier vorgestellten Versionen wurden alle für den Betrieb auf einem Raspberry PI angepasst. Welche Software die beste ist lässt sich schwer sagen, da alle ihre Vor- und Nachteile haben.

  • OpenElec

    Openelec ist eine Linux Distribution die alleine für den Betrieb eines Mediacenters entwickelt wurde. Sie läuft sehr schnell und stabil. Da es keine Paketverwaltung gibt lässt sich nur sehr schwer extra Software nachinstallieren. Das komplette System liegt auf einer Read-only Partition so das man kaum Änderungen am System machen kann. Alle Dateien die zur Konfiguration benötigt werden liegen unter /storage. Wer nur ein Mediacenter ohne extra Dienste betreiben will fährt damit recht gut. Auch Anfängern ohne Linux Erfahrung würde ich OpenElec empfehlen.

  • XBian

    Xbian basiert auf Raspbian und ist somit für Leute mit Debian Erfahrung eine nette Option da man mit dem System fast wie mit einem normalen Debian umgehen kann. Wer also weitere Software installieren möchte oder gerne an seinem System rumbastelt sollte sich XBian anschauen. Auch wer immer die neuste Software haben möchte fährt mit XBian gut da es sehr schnell Updates zur neusten Software bereitstellt, das hat allerdings auch den Nachteil das es häufiger zu Fehlern kommen kann.

  • Raspbmc

    Auch Raspbmc basiert auf Raspbian, entfernt sich allerdings etwas weiter vom Original Raspbian wie XBian. Raspbmc bringt ein eigenes Kofigurationsprogramm mit über das sich viele Einstellungen direkt über die Benutzeroberfläche ändern lassen.

  • Rasplex

    Rasplex läuft etwas aus der Reihe da es kein eigenständiges Mediacenter ist sondern aus dem Raspberry PI einen Plex-Client macht. Man benötigt also zusätzlich noch einen Plex-Server im lokalen Netzwerk. Wie OpenElec basiert Rasplex auch auf einer eigenen Linux Distribution und ist somit für Bastler auch weniger geeignet.

Da ich selber keinen Plex-Server betreibe und mit Plex keine Erfahrung habe werde ich im weiteren nur auf Lösungen die auf Kodi basieren eingehen.


Software installieren

Wenn man ein Bundle kauft ist auf der dort enthaltenen SD Karte meistens schon Noobs vorinstalliert. Noobs ist ein Installer der es möglich macht per Mausklick verschiedene Systeme auf einem Raspberry PI zu installieren. Allerdings sind dort oft veraltete Versionen enthalten so das es besser ist wenn man das System komplett neu installiert. XBMC Dazu muss die SD Karte erst mal mit FAT32 formatiert werden und danach das Image das man von der Webseite der gewünschten Distribution runter laden kann auf die Karte kopiert werden. Jetzt kann man die SD Karte in den Raspberry PI stecken und damit booten. Für die Installation sollte man eine Tastatur anschließen da andere Fernbedienungen während der Installation nicht funktionieren und man mehrere Eingaben machen muss. Der Installationsvorgang sollte automatisch starten und ist je nach verwendeter Distribution unterschiedlich, sollte aber immer selbsterklärend sein. Zur Not gibt es auf der Webseite der verwendeten Distribution Anleitungen zur Installation. Vor der Installation sollte man sich die Daten zum Netzwerk raussuchen, besonders wichtig ist hier die IP-Adresse die das Mediacenter bekommen soll. Man kann die IP-Adresse zwar auch dynamisch vergeben, muss dann aber immer wieder suchen unter welcher Adresse das Mediacenter gerade läuft. Bevor man mit der Installation beginnt muss man also wissen wie die IP-Adresse vom Gateway/Router lautet, welche IP das Mediacenter bekommen soll, wie die Subnetmask lautet (meistens 255.255.255.0) und wie die Arbeitsgruppe des Windwos Netzwerks lautet.

Nach der Installation kann das Grundsystem um Plugins erweitert werden. Mit den Plugins hat man z.B. Zugriff auf die Mediatheken der Fernsehsender oder kann Youtube Videos über das Mediacenter anschauen.

Fernbedienung

Um das Mediacenter bequem vom Sofa aus bedienen zu können benötigt man eine Fernbedienung. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten die sich auch kombinieren lassen.


Tastaur/Maus

Die einfachste Möglichkeit ist es einfach eine Maus oder Tastatur anzuschließen. Man kann mit einer Maus alles bedienen, dank einer Onscreen Tastatur kann man auch nur mit der Maus Texte eingeben. Auch eine Tastatur alleine ist möglich da man jede Option durch Tabs erreichen kann, so ist zwar das eingeben von Texten einfacher wie mit der Maus, das navigieren durch das Menu allerdings schwieriger. Eine Kombination aus beidem ist natürlich möglich so das man die Vorteile von Maus und Tastatur hat.


IR Fernbedienung

Auch eine herkömmliche Infrarot Fernbedienung ist möglich, so kann man die Fernbedienung vom Fernseher auch für das Mediacenter benutzen oder eine Universal Fernbedienung verwenden. Dazu braucht man am Raspberry PI einen IR-Reciver, wie man den einrichtet wird hier beschrieben. Da die Einrichtung aber nicht ganz einfach ist, ist die Option der IR Fernbedienung eher was für Bastler.


Smartphone als Fernbedienung

Meiner Meinung nach ist das die beste Möglichkeit das Mediacenter zu bedienen. Entweder man benutzt das Smartphone oder Tablet das man eh schon hat, oder man besorgt sich ein günstiges Smartphone extra als Fernbedienung. Für die Remote Steuerung gibt es verschiedene Apps die alle per WLAN mit dem Mediacenter kommunizieren.

  • XBMC Remote

    XBMC Remote beinhaltet eine Fernbedienung mit der man durch das Menu navigieren kann und lädt sich die Mediathek runter so das man Filme direkt anwählen kann.

  • Yatse

    Yatse kann nicht nur als Fernbedienung genutzt werden, sondern auch Medien vom Smartphone auf dem Mediacenter abspielen


Webinterface

Kodi bringt schon ein einfaches Webinterface mit über das man das Mediacenter mit dem Computer fernbedienen kann. Wenn man den Port den man für das Webinterface nutzt ins Internet tunnelt lässt sich das Mediacenter auch über das Internet steuern oder abfragen was gerade läuft. Dank einer JSON-RPC API kann man auch ein eigenes Webinterface oder eine Desktop Anwendung schreiben.

Das Mediacenter einrichten

Nachdem alles angeschlossen ist und die Software installiert wurde muss man einige Einstellungen vornehmen. Dazu navigiert man im Menu zum Menupunkt System und wählt den Unterpunkt Einstellungen. Damit die Fenbedienungen funktionieren muss man unter Dienste -> Webserver die Steuerung über HTTP zulassen und einen Benutzernamen und Passwort angeben, damit steht dann auch das Webinterface unter http://{IP_DES_MEDIACENTER}:{PORT} zur Verfügung. Unter System -> Video-Hardware muss eventuell die Auflösung an den Fernseher angepasst werden. Je nach dem welche Distribution man verwendet befinden sich die Einstellungen für das Netzwerk an verschiedenen Stellen. Normalerweise werden die Einstellungen schon bei der Installation abgefragt und müssen später nicht mehr geändert werden. Bei den Netzwerk Einstellungen sollte man dem Mediacenter eine feste IP Adresse geben da man sonst jedes mal erst die IP suchen muss wenn man das Webinterface oder das Smartphone als Fernbedienung benutzen will. Außerdem sollte man den DHCP Server abschalten da das normalerweise schon der Router im Netzwerk übernimmt. Das sind eigentlich schon die wichtigsten Einstellungen, durch den Rest sollte man sich trotzdem mal durchklicken und schauen ob alles passt.


Medien hinzufügen

Um Videos oder Musik abzuspielen kann man einfach einen USB Stick mit den Dateien einstecken und dann unter Videos -> Dateien den Stick auswählen und darauf zur gewünschten Datei navigieren um sie abzuspielen.

Die schickere Variante ist es seine Medien in die Datenbank hinzuzufügen so das zu Filmen ein Cover und eine kurze Beschreibung der Handlung angezeigt wird. Dazu geht man zu Videos -> Datenbank -> Dateien und wählt dort "Videos hinzufügen" aus. Jetzt kann man an den Ort navigieren an dem die Dateien liegen, auch das hinzufügen von Videos die in einem Windows Netzwerk liegen ist möglich. Nachdem man den Ordner ausgewählt hat muss man noch auswählen was der Ordner beinhaltet und einen Scraper der Informationen runter lädt auswählen. Bei größeren Sammlungen kann es einige Zeit dauern bis alle Dateien eingelesen wurden. Danach stehen einem die eingelesenen Dateien im Hauptmenu direkt zur Verfügung und man kann Filme beispielsweise nach Jahr oder Darsteller filtern.


Weitere Einstellungen für erfahrene Benutzer

Für den normalen Einsatz kann man eigentlich alle Einstellungen bequem über die Grafische Oberfläche ändern. Da man aber einen Linux Rechner hat kann man wenn man sich etwas mit Linux auskennt noch einige weitere Einstellungen über die Konsole vornehmen. Wie bei normalen Linux Servern auch kann man das Mediacenter per SSH ansprechen, dazu baut man einfach mit einem SSH-Client eine Verbindung zur IP des Mediacenters auf. Das Rootpasswort ist je nach Distribution ein anderes und kann auf der Webseite der jeweiligen Distribution nachgelesen werden. Wer ein auf Raspbian basierendes System verwendet kann ganz einfach über APT weitere Software nachinstallieren und so das Mediacenter nebenbei auch als z.B. lokalen DNS Server benutzen. Mit ein paar Änderungen an der smb.conf kann man daraus auch einen vollwertigen Dateiserver für sein Netzwerk machen der nicht nur die Medien Dateien bereit stellt. Bei OpenElec ist es etwas kompliziert das Root Passwort zu ändern, aber trotzdem möglich. Weitere Software zu installieren ist leider nicht ohne weiteres möglich, wer das möchte sollte also eine Distribution verwenden die auf Raspbian basiert.


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